Übersicht

Die intravenöse Infusion von Nabelschnurblutzellen ist ein therapeutisches Verfahren für Patienten nach einem Schlaganfall.

Nabelschnurblut wird über die Nabelschnurvene aus der Plazenta gewonnen.

Für eine optimale therapeutische Wirkung ist eine Dosis von bis zu 50 Millionen Zellen pro kg erforderlich, und jede Therapie enthält somit je nach Gewicht des Patienten das Nabelschnurblut von 3 bis 5 Spendern.

Die gesamte Behandlung mit Infusionen wird über zwei bis drei Tage angesetzt, und nach jeder Infusion wird der Patient mehrere Stunden lang auf mögliche Nebenwirkungen hin überwacht.

Infusionen mit Nabelschnurblut haben bei den meisten Patienten zu einer definitiven Verbesserung der kognitiven und motorischen Funktionen geführt. Diese Verbesserungen der Funktion sind in der Regel schon innerhalb der ersten Wochen nach der Therapie für den Patienten spür- und sichtbar, und setzen sich während der nächsten 3 bis 6 Monate fort.

Nebenwirkungen aufgrund von Infusionen mit Nabelschnurblutzellen treten selten auf und sind in der Regel mild.

Wirkung der Behandlung

Die Nabelschnurblut-Infusion ist nicht als Ersatz für die Standardtherapie bei der Behandlung von Schlaganfällen zu verstehen. Es ist ein zusätzlicher therapeutischer Ansatz, der möglicherweise zu einer zusätzlichen Verbesserung der kognitiven und motorischen Funktionen führt.

Patienten, die sich einer Therapie mit Nabelschnurblut unterziehen, müssen andere Arten einer medikamentösen oder physikalischen Therapie nicht vorübergehend absetzen.

Intravenöse Infusionen von Nabelschnurblutzellen steigern die regenerative Aktivität der Gehirnzellen bei Schlaganfallpatienten.

Klinische Studien weisen darauf hin, dass die Therapie mit Nabelschnurblut wirksamer zu sein scheint, wenn sie so zeitnah wie möglich nach dem Schlaganfall durchgeführt wird.

Die Patienten beginnen bereits wenige Wochen nach der Infusion Verbesserungen festzustellen. Die Nabelschnurblutzellen werden innerhalb von 6 bis 8 Wochen aus dem Körper des Patienten abgebaut. Die Patienten zeigen aber in den nächsten 3 bis 6 Monaten einen weiteren Anstieg der Funktionsfähigkeit mit einer anhaltenden funktionellen Verbesserung. Die erzielte Verbesserung ist dauerhaft, bei den Patienten tritt keine Verschlechterung der erreichten Verbesserung ein.

Bei Patienten mit schweren funktionellen Störungen tritt unter Umständen keine oder nur eine geringfügige Verbesserung ein, bei Patienten mit leichten oder minimalen Störungen in der Regel eine umso deutlichere Verbesserung.

Klinische Studien haben nachgewiesen, dass die Zelldosierung der wichtigste Faktor ist, der die therapeutische Wirkung der Nabelschnurblut-Infusion beeinflusst. Bei einer kürzlich an der Duke University durchgeführten klinischen Studie an pädiatrischen Patienten mit Zerebralparese (meist durch Schlaganfall induziert) traten nur bei Patienten, die mehr als 25 Millionen Zellen pro kg erhielten, signifikante therapeutische Effekte auf (Kurtzberg et al; Blood 2015). Unsere Patienten erhalten bei jeder unserer Nabelschnurblut-Therapie standardmäßig mehr als 50 Millionen Zellen pro kg.

Eine weitere Studie lässt vermuten, dass wiederholte Nabelschnurblut-Therapien zu weiteren funktionellen Verbesserungen führen können.

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Das Behandlungsverfahren

Beim der Nabelschnurblut-Infusion werden die gespendeten Nabelschnurblutzellen intravenös verabreicht. Das Verfahren unterscheidet sich nur hinsichtlich der Quelle der Blutzellen von herkömmlichen Bluttransfusionen.

Nabelschnurblut ist das in der Plazenta verbleibende Blut, nachdem die Nabelschnur des Neugeborenen abgeklemmt und durchtrennt worden ist. Die Entnahme von Nabelschnurblut aus der Plazenta ist für Kind und Mutter harmlos und schmerzlos. Das verbliebene Blut aus Plazenta und Nabelschnur werden über die Nabelvene entnommen und konserviert. Wird kein Nabelschnurblut entnommen, wird die Nabelschnur mit der Plazenta entsorgt.

Jede einzelne Entnahme von Nabelschnurblut eines Spenders wird als Nabelschnurblutpräparat (Cord Blood Unit, CBU) bezeichnet. Die Nabelschnurblutpräparate werden in flüssigem Stickstoff bei etwa -200 °C (-320 °F) gelagert.

Zur Maximierung der therapeutischen Wirkung wird bei jedem Verfahren eine Dosis von mehr als 50 Millionen Nabelschnurblutzellen pro kg von 4 bis 8 Spendern intravenös verabreicht, und die Verabreichung der Nabelschnurblut-Infusionen erfolgt in der Regel über einen Zeitraum von 2 bis 3 Tagen.

Vor dem Verfahren

Beratungen

Bei der ersten Beratung per Telefon oder Video führen unsere Ärzte eine umfassende Anamnese durch, bieten ausführliche Informationen über das Verfahren und klären offene Fragen.

Der beratende Arzt entscheidet anhand der Erstbeurteilung, ob Sie für das Verfahren in Frage kommen und ob vor der Behandlung zusätzliche diagnostische Verfahren und Tests erforderlich sind. Die Nabelschnurblutpräparate werden entsprechend Ihrem Gewicht und Ihrer Blutgruppe vorausgewählt und für Ihre Behandlung reserviert.

Untersuchung

Am ersten Tag in der Klinik werden eine Reihe von Voruntersuchungen unternommen. Die Blutgruppe muss bestimmt werden, wenn sie zuvor nicht bekannt war. Es werden standardmäßige biochemische und elektrophysiologische Tests zur Beurteilung der Organfunktion (z.B. Herz, Niere, Leber) durchgeführt. Sollten die Ergebnisse Anomalien aufweisen, können zusätzliche diagnostische Untersuchungen durchgeführt werden.

Nach dem Erstgespräch und den ausführlichen Untersuchungen vor Beginn der Behandlung schlägt der behandelnde Arzt Ihnen einen endgültigen Behandlungsplan vor.

Während des Verfahrens

Jedes Nabelschnurblutpräparat (CBU) wird zweifach überprüft, um die Patientenkompatibilität zu gewährleisten.

Der Behandlungsplan der einzelnen Patienten und sein zeitlicher. Nachdem das Pflegepersonal den intravenösen Zugang angelegt hat, kann die Infusion je nach Anzahl der Präparate zwischen 20 Minuten und 2 Stunden dauern.

Die Patienten werden während und nach jeder Infusion von Ärzten und medizinischem Personal eng betreut, um mögliche Nebenwirkungen zu erfassenebenwirkung der Behandlung ist ein leic.

Nach einer abschließenden Untersuchung durch den behandelnden Arzt werden Sie aus der Klinik entlassen. Eine bekannte, aber ungefährliche Nebenwirkung der Behandlung ist ein leicht knoblauchartiger Geruch in Ihrem Atem während der nachfolgenden 24 Stunden. Dieser Geruch entsteht durch kleine Mengen von Dimethylsulfoxid (DMSO), einem für die Kryokonservierung verwendeten zytoprotektiven Mittel, das aus dem Blut über den Weg der Atemluft abgebaut wird.

Sie kehren am nächsten Tag gemäß dem vorgesehenen Behandlungsplan für weitere Infusionen in die Klinik zurück.

Nach dem Verfahren

Nach der letzten Infusion erfolgt eine abschließende Kontrolle durch den behandelnden Arzt. Ihr Arzt wird sich nach Abschluss der Therapie innerhalb der nächsten 6 Monaten mit Ihnen in Verbindung setzen, um die Wirksamkeit der Behandlung und mögliche Nebenwirkungen zu diskutieren.

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Risiken

Risiken bei Bluttransfusionen treten selten auf, sind hinreichend bekannt und lassen sich meist leicht behandeln.

Allergische Reaktionen

Zu den häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen gehören allergische Reaktionen, einschließlich Nesselsucht, Juckreiz und Fieber. Diese Reaktionen sind in den meisten Fällen mild und lassen sich mit Medikamenten leicht behandeln. Treten Nebenwirkungen auf, wird die Transfusion natürlich sofort pausiert.

Blutübertragene Infektionen

Die Übertragung von Infektionserregern, wie dem HI- oder Hepatitis-B-Virus, tritt bei Nabelschnurbluttransfusionen extrem selten auf. Gespendetes plazentares Nabelschnurblut und mütterliches Blut werden zur Gewährleistung der Sicherheit des Blutes mithilfe empfindlicher Nukleinsäuretests untersucht.

AB0-Mismatch-Reaktionen

Die Nabelschnurblutpräparate werden sorgfältig untersucht und auf den jeweiligen Patienten abgestimmt, um die Kompatibilität der AB0-Blutgruppe sicherzustellen und unerwünschte Transfusionsreaktionen zu vermeiden. Denn infolge einer Fehlanpassung (Mismatch) können die Erythrozyten des Spenders vom Immunsystem des Patienten angegriffen werden.

Die Infusion von Nabelschnurblutzellen ist verglichen mit einer normalen Bluttransfusion aus drei Gründen sicherer:

  1. Die Auswahl der Nabelschnurblutpräparate erfolgt nicht unter Zeitdruck, sondern kann sorgfältig und mit mehreren Kontrollschritten durchgeführt werden.
  2. Die Nabelschnurblutinfusionen werden in kleinen Mengen über mehrere Tage hinweg verabreicht.
  3. Bei den Nabelschnurblutpräparaten werden die meisten Erythrozyten entfernt.

Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass eine inkompatible Nabelschnurbluttransfusion verabreicht wird. Sollte es dazu kommen, wird die Reaktion aufgrund des geringen Volumens und der minimalen Menge der durch die Transfusion verabreichten roten Blutkörperchen geringfügig sein.

Falls eine akute Nebenwirkung infolge eines Mismatch auftritt, wird die Transfusion sofort gestoppt und bei Bedarf mit Medikamenten behandelt.

Transfusionsbedingte Transplantat-gegen-Wirt-Krankheit (TA GvHD)

Transfundierte weiße Zellen können in einem solchen Fall beginnen, die Immun- und Knochenmarkzellen des Patienten anzugreifen. Dies tritt meist bei Patienten auf, die sich einer chemotherapeutischen Behandlung von hämatologischen Malignomen wie Lymphomen oder Leukämie unterziehen. Eine schwere, durch die Krankheit verursachte und durch die Chemotherapie verschlimmerte Immunschwäche hindert das Immunsystem des Patienten daran, die gespendeten Zellen zu entfernen, was mehrere Wochen nach jeder Transfusion normal ist. Tritt die TA GvHD auf, führt sie oft zum Tod eines Patienten aufgrund einer Infektion.

Die Inzidenz der Abstoßung ist extrem selten, daher ist die genaue Häufigkeit dieses unerwünschten Ereignisses unbekannt. Gemäß unserer Schätzung aufgrund veröffentlichter Daten tritt die TA GvHD bei 7.000.000 Transfusionen weniger als in einem Fall auf.

Der Mechanismus der therapeutischen Wirkung

Der exakte Mechanismus der therapeutischen Wirkung der Nabelschnurblutzellen ist nicht bekannt. Die Immunzellen des Nabelschnurblutes modulieren wahrscheinlich die Aktivität des Immunsystems und die Regeneration der Zellen des Patienten. Allerdings können auch andere Nabelschnurblutzellen einschließlich Thrombozyten bei der komplexen Signalübertragung mit von Bedeutung sein.

Klinische Forschung

Es sind weitere klinische Studien erforderlich, um eine höhere Sicherheit der therapeutischen Wirkung von Nabelschnurblut zu erzielen. Die Infusion von Nabelschnurblutzellen muss in den USA in klinischen Studien der Phase 3 für Schlaganfälle durchgeführt werden, um die FDA-Zulassung zu erhalten. Dies dürfte bis 2023 oder später zu erwarten sein. Eine multizentrische klinische Studie der Phase 2 wird derzeit von Prof. Kurtzberg an der DUKE University geleitet, welche die Nabelschnurblut-Infusion bei einem Patienten bis zu 10 Tage nach einem Schlaganfall untersucht. Vorläufige veröffentlichte Ergebnisse zeigten bei allen Patienten eine Verbesserung.

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Behandlung mit Nabelschnurblut
Nils H. Thoennissen, MD | Medizinischer Direktor, CBC Health

Experten-Meinung über die Behandlung mit Nabelschnurblut-Stammzellen
Sie (die Stammzellen) schütten sehr starke Wachstumsfaktoren, Moleküle und Proteine aus, mit denen die natürlichen Heilungsmechanismen verbessert werden, wie z. B. Bildung neuer Synapsen der vorhandenen Neuronen, Bildung neuer Blutgefäße. Außerdem wirken sich sehr stark auf die Modulation des Immunsystems aus.
Dr. Gary Steinberg, Professor and Chair of Neurology
Stanford University School of Medicine
"Die von den transplantierten (Nabelschnur-)Zellen ausgeschütteten Faktoren zeigten eine neuroprotektive Wirkung. Dies mag mit den Zellen zusammenhängen, die vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktoren (VEGF), vom Hirn stammende Wachstumsfaktoren (BDNF) und Neurotrophin-3 (NT-3) ausschütten, die allesamt einen potenziellen Nutzen für die Behandlung von Schlaganfällen haben."
"Wir glauben, dass die im gesamten Nabelschnurblut vorhandenen primitiven Zellen dazu beitragen können, die Schwellung im Gehirn schneller zu reduzieren und einige kurz vor dem Tod stehende Gehirnzellen zu retten."
John J. Volpi, M.D., Co-director
Houston Methodist Eddy Scurlock Stroke Center